Blödes Blogbuch,
ein starkes Gefühl, so stark abzukacken. Tag für Tag und Woche für Woche quäle ich mich (tüchtig wie ich bin) mit Leibeskräften für den Erhalt meines Körpers, um zu erstarken und nicht sonderlich auseinander zu gehen. Kräftigung, Ausdauer und Nase popeln. Immer imaginär und spektakulär.
Natürlich kann man das Level erreichen, bei dem man das braucht und sich darauf freut. Meist ist es aber nur die reinste Qual sich aufzuraffen und durchzustarten (im aufleveln war ich im Übrigen nie besonders stark).
Während des Quälens (Workout klingt so beschissen) an sich, geht es meist und danach ist es immer geil, vorallem weil die nächste Qual soweit weg erscheint. Zeit zum sich Langweilen, Zeit zum Rumschlumpfen und im Chaos zu versumpfen.
Lege ich kleinere oder größere Pausen beim Erstarken ein, baue ich schnell wieder ab, erschlaffe und liege steif auf dem Sofa, wo ich meiner Jugend hinterher trauere, schluchzend und heulend. Dann lange ich auch gerne mal in den Zuckertopf und schaufle mit der Suppenkelle das leckere Süß in mich hinein. Tonne für Tonne.
Wäre ja auch bescheuert, wenn alles so einfach wäre.
Dieser böse Zuckertopf, mitverantwortlich für Bauch- und Hüftgold am Körper, welches wackelnder Weise an mir herunter hängt und das ansonsten auch einen äußerst trägen Eindruck macht. Erstarken ist leider kein Zuckerschlecken.
Seelisch scheiße ich immer noch unter die Bettdecke und lass‘ den Mist liegen. Räume nur mit den Gedanken auf, die zu viel Raum für Melancholie und, damit verbunden, auch Räume für noch schwärzere Fantasie bieten könnten.
Habe mir aus dieser Laune heraus, ein Haustier angeschafft. Eine männliche Muschi, um genau zu sein. Muskelkater heißt er und er kommt und geht, wann er will. Das Katzenklo darf ich nicht benutzen.
Manchmal setze ich mich auch in ein Meer aus Kakteen, des mediterranen Gefühls wegen und weil das Klo ständig besetzt ist. Was soll der Scheiß? Warum ist ständig das Klo besetzt? Das ist Schikane!
Sport ist da immer eine super Ablenkung, wenn Sport nur nicht so anstrengend wäre und man nicht gerade voll dringend kacken müsste.
Man sollte außerdem beim Sporttreiben, den positiven körperlichen (und auch seelischen) Effekt erlangen, ohne sportlich aktiv sein zu müssen.
Sicherlich wäre dies mit ein paar Pillen, Spritzen und Zauberei möglich.
Eine bahnbrechende Errungenschaft wäre dies ohne Frage, an die ich seit Jahren keinen einzigen Gedanken verschwende, da Verschwendung immer einen verschwenderischen Charakter aufweist, in die Sporttasche scheißt und mich aus den Träumen reißt.
Ich bin vielleicht verquer, aber sicher nicht verblödet. Als imaginäre Person wird man oft nicht ernst genommen, was mich traurig macht, schließlich habe ich mir vor kurzem das Wort –seriös- hinter die Ohren tätowieren lassen.
Miss Gabbat steht ja total auf so muskulöse Klöße, wie mich. Sie treibt mich mit ihrer Gleichgültigkeit zu Höchstleistungen.
Treiben wir zwei Hübschen es dann zusammen, also wie die „Ochsen“, nebeneinander auf Yogamatte und Teppich, mit Hanteln oder ohne, dann vernehme ich öfter ein leises, heiseres Krächzen. Es kommt aus der Richtung, in der Miss Gabbat mit voll konzentriertem Gesicht ihre Übungen macht:
Nerv nicht, Spast! Kein Stöhnen, kein Rumlaufen! Und mach andere Musik, verdammt!
Ich ernähre mich auch seit kurzem spontan (also alles was schmeckt und das in Massen). Bin ein bekennender Spontaner geworden und gebe dies auch immer direkt an, wenn es ums Essen geht. Bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit, dann klappe ich auch immer direkt die Ohren nach vorne, um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen.
Mit irritierten Blicken kann ich umgehen, beim Pinkeln hört man die U- Bahn kreischen und die Suppe liebt die Waschmaschine.
Spontanismus ist eine aus dem Alltag hervorgegangene Einstellung sowie Lebens- und Ernährungsweise. Spontan lebende Menschen meiden Menschen mit Stock im Arsch und gestörtem Essverhalten. Spontan lebende Menschen behalten es sich vor, zu entscheiden, wer zu den genannten Gattungen gehört.
Zu erwähnen ist, dass ich das ganze Essen natürlich nur ergänzend zu meinen Nahrungsergänzungsmitteln zu mir nehme, von denen ich mich hauptsächlich ernähre.
Die Oberflächlichkeit, der äußere Schein, die Kraft und das Rückrat, brauchen wir alles und zwar besser zuviel als zu wenig.
Die Medien haben damit ausnahmsweise nichts zu tun und das weltweit agierende Netz erst recht nicht.
Soziale Netzwerke, ein überbewertetes Phänomen, das es bereits jetzt kaum noch gibt.
Niemand kennt unsere Vorlieben, sexuellen Neigungen, dunklen Geheimnisse und unsere Einträge bei Suchmaschinen. Wir leben ja schließlich in einem Rechtsstaat, unsere Daten sind sicher! Da bin ich mir fast sicher… und welcher Volltrottel gibt heutzutage schon im Netz freiwillig irgendetwas Privates preis oder postet ein Bild nach dem anderen von sich und seinen Lieben? Der hat ja wohl den falschen Drops gelutscht. Den mit naivem Nachgeschmack.
Bilder und Videos von traumhaften Körpern bekommt man doch nur nach langem Suchen und auf ausdrückliche Nachfrage vorgesetzt…
…Will ja schließlich auch keiner sehen, wie scheiße man im Gegensatz zu den tollen Körpern aussieht. Also psychologisch betrachtet wäre das ja ein Eigentor. Ich muss das Wissen, bin schließlich ein anerkannter Hobby- Psychologe mit fragwürdigem Therapieansatz.
Alle streben nach dem perfekten Körper, schufften dafür wie die Irren im Fitnessstudio, oder joggen schlecht ausgerüstet über den Steinboden. Schwitzend und keuchend schleppen sie sich durch die Stadt, die Gelenke knacken beim Zusehen und ich bekomme jedes Mal das ungute Gefühl gleich mit einer Herzdruckmassage Erste- Hilfe leisten zu müssen, dabei ist mein letzter Kurs schon so lange her.
Ein fetter, pickeliger Fanboy kam letztens keuchend auf mich zugelaufen, um sich von mir ein Autogramm zu holen, er sprach mich verschüchtert an:
Du siehst ja gar nicht so schlecht aus, hab‘ mir dich ganz anders vorgestellt, wie einen… Außenseiter eben… Machst du Sport oder so?
Charmant und gut gelaunt entgegnete ich ihm:
Pass mal auf, Krümelgesicht, ich entspreche keinem Klischee, oder springe aus irgendeiner Schublade, so wie du. Wenn man es richtig macht, ist Sport eine tolle Sache, auch für die Psyche. Warum sollte ich mich Dingen gegenüber verschließen, die mir gut tun? Aus Prinzip? …Da mache ich ganz andere Sachen… Und jetzt mach‘, dass du Land gewinnst, sonst bekommst du einen Roundhouse Kick in deinen fetten Arsch! Also verpiss dich und geh‘ woanders Amoklaufen, du blödes Opfer.
Mit ein paar gezielten Tritten wurde ich den Fettsack los und ging meines Weges, während die Kreatur noch am Boden kauernd nach Luft japste und sich unkontrolliert entleeren musste. Ein entwürdigender Anblick.
Ein paar Halbstarke liefen vorbei und suchten vergeblich nach Ehre, die haben auch nichts besseres zu tun, die Hosenscheißer.
Ich musste mich auf den Schreck erst einmal waschen und von oben bis unten einölen, um mich wieder wohl zu fühlen. Danach betrachtete ich mich stundenlang skeptisch im Spiegel und streichelte mir dabei über die nackte Brust. Ein tolles Gefühl, könnte ich meine Brust nur mit allen teilen, es gäbe viel weniger Leid auf der Welt.
Zum Glück kann man nicht in die Köpfe der Anderen blicken. Dass es da auch so wohlgeformt und aufgeräumt aussieht, bezweifele ich doch sehr.
Was mir persönlich nicht gefällt, ist diese Eitelkeit, die sich überall wieder einnistet. Ekelhaft, da bekomme ich doch glatt Pusteln am Arsch.
Nun muss ich mich aber beeilen, ich werde auch nicht jünger und mein Körper beginnt schon wieder schlaff herunter zu hängen. Keine Zeit zum blöd in die Tasten Hauen, meinen Eiweißdrink mische ich mir mittlerweile im Mund zusammen, während ich Liegestütze mache. Das geht schnell und sieht blöd aus.
Am Ende geht es doch nur um das Ergebnis.