#14 Mutter

Blödes Blogbuch,

unglaubliches spielt sich bei mir ab. Das ist echt nicht lustig.

Der Urlaub macht seine letzten Atemzüge, um in ein paar Tagen einen unmenschlichen Tod zu sterben.

Amseln nisten in meinen Gehirnsträngen. Ständig fliegen sie ein und aus, mit dicken Würmern für die Jungen.

Hitze knallt mir ins Gesicht, der Sommer sonnt dieses Jahr besonders stark. Stärker wird es wohl nächstes Jahr, der Klimawandel wandelt unaufhaltsam umher. Das Meer hatte mich verschlungen und wieder ausgespuckt. Besonders salzig schmeckte es und brannte unerträglich in den Augen.

Just zu dieser Zeit hat meine Mutter mich darüber in Kenntnis gesetzt, uns verlassen zu wollen. Zum Herbst hin, ihrem Lebensabschnitt, wie sie sagt.

Blöde Kuh! Lässt mich mit Miss Gabbat und den lieben Kinderlein (ihren Enkelein) ganz allein. NEIN, wir waren im Grunde schon immer „allein“, ohne meine Mutter und ihrem Fettilein (dem fetten Schwein)! Dies ist ein persönlicher Abschiedsbrief, auch wenn ich ihn teilweise allgemein halte:

An alle, die sich selbst so ungeheuer wichtig sind: Einfach mal die Fresse falten! Einfach mal die Umgebung beobachten, anderen Platz einräumen und das eigene Geltungsbedürfnis mit starkem Kaffee hinunterspülen.

Ich persönlich verachte solch‘ Allüren.

Diese Menschen, die selbst ihren Kindern und Kindeskindern immer zuerst von sich selbst erzählen müssen und damit garnicht mehr aufhören können. Die schwärmend, schweifend, schwadronierend Scheiße mit Worten zu Goldklumpen formen. Andere Menschen dabei gerne auch mal vereinnahmen.

Die leidenschaftlich ihre neuen Leidenschaften preisen, an denen alle teilhaben sollen, allein durchs Zuhören. In der Nachbetrachtung haben diese Leidenschaften, von denen leidenschaftlich erzählt wird (immer und immer wieder) keinen Bestand. Keinen über den man im Nachhinein leidenschaftlich berichten müsste. Etwas Anderes rückt dann in den Vordergrund, das Gesagte hat überhaupt keinen Wert mehr, ist nicht mehr aktuell und auch keine leidenschaftliche Leidenschaft mehr. Auf die zuvor immer und immer wieder getätigten Aussagen, kann man sich also nicht verlassen. Andere Leidenschaften werden nun leidenschaftlich verfolgt (immer und immer wieder) …während über die Vergangenheit geschwiegen wird.

Trotz der „Gehirnwäschen“ die man immer und immer wieder durchläuft, steht man am Ende völlig perplex im Regen und fragt sich, wo einem der Kopf steht.

Kein Wunder also, dass man diese Personen so gut es geht meidet. Allein des Kopfes wegen. Schwieriger wird es, wenn das Verwandtschaftsverhältnis dem im Wege steht.

Meine Mutter ist leider so garnicht imaginär.

Passiert mal etwas besonders Bescheuertes, selbst Verschuldetes (was häufig vorkommt bei meiner Mutter), wird es einfach schön geredet, als hätte es so kommen müssen, um am Ende glücklich sein zu können.

Lächerlich… du bist so lächerlich! JUST FUCKIN‘ LÄCHERLICH!

Hinzu kommt, dass Personen, die sich so richtig ernst nehmen (wie meine Mutter), dazu neigen, so richtig beleidigt zu sein, schenkt man ihnen nicht die geforderte Beachtung. Wie kleine Kinder führen sie sich dann auf, legen alles auf die Goldwaage und reden am Ende nur über ihre verletzten Gefühle (wenn sie denn können).

Dabei ziehen sie dann eine Schmollfresse, in die man am liebsten treten würde, um sich selbst Luft zu verschaffen, denn diese Personen nehmen einem nämlich die Luft.

Bei den klärenden Gesprächen und all den anderen stundenlangen Monologen, ist es echt hart, ernsthaft zu bleiben, jedoch notwendig, um die Person nicht weiter zu kränken.

Nach einem Treffen bleibe ich meist unaufgeräumt zurück, mit einer wütend- gestressten Miss Gabbat und zappeligen Kinderlein. Dazu einem blubbernden Kuchenbauch, dröhnendem Kopf und dem starken Gefühl gerade genötigt worden zu sein.

Miss Gabbat hat da ihre ganz eigene Meinung, die das Format des Blöden Blogbuchs, wo es vorallem um Anstand und den respektvollen Umgang miteinenader geht, gänzlich sprengen würde. Darum hält sie sich hier auch zurück:

Deine Mutter, du Spast! Deine dumme, beschissene Mutter! Wie ich sie hasse, du Spast… wie ich sie hasse! Diesen verkackten Fake- Pudel.

Ich bin ein schlechter Sohn und habe menschenverachtende Vorstellungen von einer guten Großmutter, so wie sie sein sollte:

Du sollst die Kinder verwöhnen und nicht erziehen. Du sollst auf die Kinder eingehen und sie uns auch mal abnehmen. Sie sollen das Wichtigste für dich sein, du sollst sie lieben! Du sollst glücklich und zufrieden mit deiner Rolle sein, so wie auch ich es an deiner Stelle wäre. Den letzten Satz sollst du mit einem Marker herausheben und alles mit einem dicken Stift einrahmen.

Leider sehe ich immer nur andere glückliche Großeltern, die mit ihren Enkeln eine schöne Zeit verbringen. Diese Großeltern sind älter als meine Mutter und die Kinder sogar jünger als meine Kinder. Das macht schon extrem neidisch. Könnte, könnte Fahrradpumpe.

Mein Irrglauben war, dass ich dachte, es würde reichen, ihr ein paar besonders tolle Enkel zu „schenken“ und sie hätte alles, was sie bräuchte im Alter. Dem ist wohl nicht so, was auch ihre Auffassung widerspiegelt, die sie über sich und ihre Rolle in dieser Welt hat, denn:

In dieser dynamischen Welt bewegt sie sich so prächtig mit: Auf und ab, hin und her, kreuz und quer.

Ich habe inzwischen verstanden, dass eine Mutter, wie du es bist und immer warst, keine „normale“ Oma sein kann. Das tut mir leid, für meine Kinderlein, das macht mich traurig und wütend zugleich.

Zieh ruhig in eine andere Stadt, die du kaum kennst, mit Fettilein (der fetten Sau). Ist ja nicht so, als hättet ihr hier was aufgebaut.

Werde glücklich, denn hier in dieser trostlosen Gegend, bei deinen Enkeln, scheinst du das nicht zu können. Genieß deine Rentenzeit, ohne uns.

In zwei Punkten ist auf dich immer Verlass gewesen:

  • man weiß bei dir nie, was kommt
  • du warst dir selbst schon immer am wichtigsten

Mach woanders deinen Frieden, du blöde KUH! … ♣ R.I.P.