Blödes Blogbuch,
Kinder sind ein komisches Völkchen. Sie sind bei Weitem nicht so unschuldig wie ihnen nachgesagt wird. Mit ihrer zum Teil frechen und gleichzeitig wieder niedlichen Art, haben sie schon so manch ein Zimmer mit angehäuftem Spielzeug, zum Platzen gebracht. Je älter sie werden, desto gerissener ihr Handeln. Niemand versteht es so gut seinen Willen durchzusetzen, wie diese Gesetzlosen.
Machtlose Eltern kapitulieren vor ihnen, knien auf dem hinterlassenen Chaos nieder und erwarten mit gesenktem Haupt die Entmachtung.
Die Kinder aber würdigen die unterwürfigen Eltern keines Blickes, sondern führen ihre eigenen Schlachten in der virtuellen Welt. Knüppeln auf die Controller der Konsole ein, oder beschäftigen sich mit anderen elektronischen Spaßmaschinen. Johlen, fluchen und brüllen dabei alles zusammen.
Die beiden Devoten derweil, sind (parallel zueinander) paralysiert:
Sie liegen nebeneinander auf ihrem Bett, mit offenen Mündern, an die Decke starrend. Sie verlieren sich in der Leere ihrer Gedanken und die Hohlheit beginnt sie anzuknabbern.
Natürlich habe ich mir auch ein paar Kinderchen zugelegt, auf die mickrige Rente im Rentenalter, werde ich mich nicht verlassen können. Meine Kinder sind imaginär und putzmunter, geradezu lebhaft. So wie ich. Miss Gabbat hat sie für uns ausgetragen und im Akkord herausgepresst:
Klick- Klack- Klock, Holpterdipolter, Quetsche-di-quetsch, Flutsch und Zapp zerapp.
Bereits vor einigen Jahren.
Inzwischen wuseln sie überall herum, machen Lärm dabei und wollen ständig etwas von einem.
Ich krame schon seit Monaten im Keller herum, um die Bedienungsanleitung zu finden. Habe sie wohl verlegt. Die Anleitung von den Kinderchen. Bekomme mit der Zeit das Gefühl, etwas überlesen zu haben. Das Kleinstgedruckte, was auch sonst?
Ich hätte auch gerne eine Fernbedienung, um dem wilden Treiben ab und an ein Ende zu bereiten, per Knopfdruck.
Bei einem einschlägigen Onlineshop ohne Gewissen wird es ja wohl eine Fernbedienung für solche Bedürfnisse geben, gerne auch mit Sprachsteuerung. Obwohl, bei dem Lautstärkepegel macht es wenig Sinn.
Vom Sofa aus könnte ich das Regiment leiten, im Stile eines totalitären Alleinherrschers (zumindest wenn Miss Gabbat mal indisponiert ist). Alleiniges Bestimmen darüber, wer bei mir eine Audienz erhält, oder wer vorerst aus meinem Reich verbannt wird, das wäre traumhaft.
Sollte ich den Aus- Knopf einmal gedrückt haben, bei allen Querulantinnen und Quereinsteigern auf einmal, versteht sich, könnte ich mir vorstellen die Fernbedienung ausversehen, mit voller Wucht, aus dem Fenster zu schmeißen, sodass sie auf dem Beton zerschellt und in abertausend kleine Teilchen zerbricht, die in alle Richtungen fliegen und einen Mordslärm dabei machen, der ein enormes Echo erzeugt.
Nein, ich bin überhaupt nicht abgestresst, nur leicht frustriert und ein wenig desillusioniert.
Anstatt direkt eine neue Fernbedienung zu ordern, kann Mann ja probieren sie zu reparieren. Zu gegebener Zeit, versteht sich.
Ohne Kinder ist auch nicht schön. Niemand frisst einen mehr auf oder stellt einen vor unerwartete Probleme, die, rein logistisch und rein logisch betrachet, nicht zu bewältigen sind (sie werden natürlich trotzdem angegangen). Keiner lässt einen mehr von einem Fettnäpfchen ins nächste treten. Unentwegt und ohne Gnade. Bis man ausrutscht und sich den Hals bricht, oder auf spitzes Spielzeug tritt und es gar nicht mehr wahrnimmt, als abgestumpfter Elternzombie, der man nun mal mit der Zeit geworden ist.
Auch das gnadenlose Ausnutzen der elterlichen Schwäche würde ich persönlich sehr vermissen. Die riechen das, die Mistviecher!
Ich liebe meine Kinder viel mehr als mich selbst, besonders wenn sie schlafen. Da sehen sie so unschuldig aus und ich bekomme jedes Mal Gewissensbisse, wenn ich wieder laut geworden bin. Reiner Meckerfritze, der Erste. Man sollte mir lieber keine Fernbedienung in die Hand drücken…
Dabei sind unsere Kinder echt tolle Kinder, wenn ich mir andere so anschaue.
Erst neulich wieder, fragte mich eine aufgepumpte Gestalt, auf dem Spielplatz:
Ey Mann, sind das deine Kinder, die da auf meinem neuen Auto rumhüpfen?
Ich antwortete wahrheitsgemäß:
Nein, mein Freund, das sind deine Kinder. Meine Kinder werden da hinten von dem Akademikerkind herumgeschubst.
Es wuseln so viele Arschkinder herum, grenzenlos überdreht und teilweise bösartig.
Arschkinder sagt man nicht. Logisch, sowas gibt es auch nicht und die ganzen erwachsenen Bekloppten und verrückten Idioten, die es auch nicht gibt, waren auch nie Kinder. Dass die Kinder so frei drehen, hat auch nichts mit Erziehung, Fürsorge und dem Umgang mit Medien zu tun.
Überhaupt sind es die Anderen, die die Schuld tragen. Wer auch sonst käme dafür in Frage? Fraglos nur die! Die Anderen halt! Halt der Andersheit wegen. Wegen der anderen Andersartigkeiten. Andere Argumente hab‘ ich nicht… Brauch‘ ich auch nicht… Brauch‘ nur Hirnmasse. Die schrumpft mir im Alter einfach weg…
Noch eine kleine Randnotiz:
Miss Gabbat ist selbst eine akademische Arschkrampe, darum drückt sie sich auch immer so belesen aus. Niemals würde ich es mir anmaßen hier schlecht über Akademiker und sonstige Komiker zu schreiben. Miss Gabbat verbietet mir deshalb auch oft den Mund (zu recht), da Akademiker einfach etwas Tolles, geradezu Abgehobenes an sich haben und nicht so einfach und einfältig sind wie ich. Purer Neid, der mir immer wieder durch mein kleines Hirn bläst. Kennen wahrscheinlich die meisten.
Jetzt bin ich aber echauffiert darüber, dass ich so bescheuert bin. Ich blöder Blödbär.
Daraufhin blökt das Muttertier mit akademischem Background aus dem Hintergrund:
Fresse, du dummer Spast!
Stille kehrt ein im Land der Popolisten und kinderlose Arbeitslose kotzen in die Tupperdose… des Reimes wegen…